Autor: Susanne Jungmann, Product Manager Sensirion, Liquid Flow Sensors
Bei medizinischen Verfahren und Therapien gilt es häufig, eine ähnliche Herausforderung zu meistern: Es müssen kleinste Durchflussraten – unter einem Milliliter pro Stunde – gemessen und geregelt werden. In den meisten Fällen hängen die Ergebnisse der Therapie – und damit das Wohlbefinden, wenn nicht sogar das Überleben des Patienten – von einer zuverlässigen und kontinuierlichen Medikamentengabe selbst bei äusserst niedrigen Durchflussraten ab. Zwar wurden bereits diverse Massnahmen zur Steigerung der Zuverlässigkeit solcher Therapien evaluiert und eingeführt, doch bleibt immer noch Raum für Verbesserungen mit Hilfe neuer Technologien. Ein enorm vielversprechender Ansatz ist zum Beispiel die Verwendung eines Einweg-Durchflusssensors, mit dem die niedrigsten Durchflussraten gemessen und häufige Fehlermodi schnell und zuverlässig erkannt werden können.
Ambulante Infusionspumpen erfreuen sich wachsender Beliebtheit in der ambulanten Therapie und der häuslichen Pflege, da sie über einen Zeitraum von mehreren Tagen für eine kontinuierliche Abgabe hochkonzentrierter Medikamente sorgen. Durch den Einsatz tragbarer ambulanter Infusionspumpen konnten die Dauer von Krankenhausaufenthalten und die damit einhergehenden Kosten deutlich reduziert werden. Dazu kommt eine erhebliche Verbesserung der Lebensqualität des Patienten, da dieser sich in seiner vertrauten Umgebung aufhalten kann. Die geforderten Durchflussraten reichen bei derartigen Behandlungen in der Regel von einem Milliliter bis hin zu wenigen hundert Millilitern pro Stunde (ml/h). So konnte zum Beispiel nachgewiesen werden, dass im Falle einer Chemotherapie die kontinuierliche Medikamentengabe im Vergleich zu herkömmlichen Injektionen im Tagesrhythmus einen positiven pharmakodynamischen Effekt auf die Wirksamkeit und die Toxizität der Therapie hat.
Eine sogenannte Elastomerpumpe ist einer der am häufigsten genutzten Vertreter ambulanter Infusionspumpen. Typischerweise besteht diese aus einem Druckreservoir, das kontinuierlich Druck auf das Medikament ausübt, einem IV-Infusionsset mit einem Durchflussbegrenzer (z. B. eine dünne Kapillare als Druckabfallelement), der die erforderliche Durchflussrate einstellt, sowie einem Venenkatheter oder Injektionsport. Diese Pumpen funktionieren häufig rein mechanisch und kommen als Einweggeräte in der Chemotherapie, der Schmerztherapie oder der Chelat-Therapie zum Einsatz. Sie weisen in der Regel ein charakteristisches konkaves Druckprofil auf, das heisst, die erzeugte Durchflussrate ist am Ende und am Anfang der Therapie leicht höher als in der Mitte. Die tatsächlich durch Elastomerpumpen injizierten Durchflussraten werden hauptsächlich durch zwei Parameter beeinflusst: durch den Differenzialdruck zwischen Ein- und Ausgang des Durchflussbegrenzers sowie zweitens durch dessen Widerstand.
Während der Eingangsdruck durch das Druckprofil des Pumpenreservoirs bestimmt wird, hängt der Ausgangsdruck von mehreren Faktoren ab: von der Art der Injektionsstelle, vom individuellen Venengegendruck des Patienten sowie vom Höhenunterschied zwischen Reservoir und Injektionsstelle. Der Widerstand des Durchflussbegrenzers wird durch die Viskosität des Medikaments beeinflusst, die wiederum von der molekularen Zusammensetzung und der Temperatur der Lösung abhängt. Damit auch bei sich ändernder Umgebungstemperatur die Temperatur der Lösung möglichst stabil bleibt, empfehlen Hersteller von Elastomerpumpen meistens, den Durchflussbegrenzer über den gesamten Therapieverlauf mit einem Pflaster auf der Haut des Patienten zu befestigen.